Berlin
Grußwort von Michael Müller

Im Namen des Bundesvorstands der NaturFreunde Deutschlands sende ich solidarische Grüße an den Friedenswinter. In einer Welt, auch in einem Europa, wo die alten Fronten wieder aufbrechen und die Kriegsrhetorik erschreckend zunimmt, ist Euer und unser Einsatz für Frieden, Versöhnung und Zusammenarbeit, für Abrüstung und Entmilitarisierung unverändert wichtig. Denn erneut breiten sich Kriege aus und sie erreichen auch Europa. Die NaturFreunde, deren Mitglied Georg Elser vor 75 Jahren, am 8. November 1939, mit einem Attentat auf Adolf Hitler den „Krieg verhindern wollte“,  danken Euch für euer Engagement. Europa braucht eine neue Friedensbewegung.

Der britische Schriftsteller John LeCaree ließ die Hauptfigur vieler Romane, den früheren Geheimdienstchef George Smiley, auf die Frage antworten, ob mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch die Geschichte zu Ende sei: „Ja, wir haben gewonnen.“ Um sich nach einer kurzen Pause zu korrigieren: „Nein, die anderen haben verloren. Wahrscheinlich werden die ungelösten Probleme jetzt erst richtig sichtbar.“ Ja, so ist es. Wir leben in einer Welt, in der die Widersprüche, ungelösten Konflikte und sozialen Ungleichheiten größer werden – aber auch in einer Welt, in der Ignoranz, Machtkonzentration und Überheblichkeit zunehmen.

Nach dem Jahrhundert der Extreme, wie das letzte Jahrhundert genannt wurde, müssen wir heute befürchten, dass wir ein Jahrhundert der Ausgrenzung und eines neuen Nationalismus erleben. Die Demokratie wird geschwächt, die Politik dankt ab. Die Gefahr wächst, dass es zu gewalttätigen  Kriegen und Krisen kommt. Die Politik scheint unfähig, aus der Geschichte zu lernen.

Was treibt die NATO mit ihrer impertinenten Aufrüstungspolitik? Wir können nur mit Hermann Hesse sagen: „Nicht solche Töne.“

Der Friedenswinter ist das Gegenteil der Geschichtslosigkeit. Wir kritisieren, dass die Bundesregierung unfähig ist zu trauern. Fast nichts zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, fast nicht zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Wer die Geschichte nicht kennt, kann auch die heutigen Konflikte nicht erklären. Deshalb ist Eure Arbeit auch Aufklärung für eine menschliche Welt. Danke und viel Erfolg.

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