Berlin
Rede von Siegfried Menthel

Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein – erklärte die erste Vollversammlung des Weltkirchenrates 1947 in Amsterdam, noch unter dem Eindruck der Grauen des 2.WK.

Im Frühjahr 1989 haben sich die christlichen Kirchen in der damaligen DDR im Hinblick auf die drängendsten Weltprobleme gemeinsam ausgesprochen für eine vorrangige Option für die Armen, eine vorrangige Option für Gewaltfreiheit und eine vorrangige Option für den Schutz und die Förderung des Lebens. Gegenwärtig wird in der weltweiten Ökumene das Konzept eines Gerechten Friedens diskutiert. Die Einsicht hat sich durchgesetzt, dass ohne gerechte Teilhabe kein Frieden möglich ist. Wenn die Näherinnen in Bangladesh gezwungen sind, für 15 Cent/Stunde zu arbeiten, wenn Bauern und Hirten in Afrika und Lateinamerika in großem Stil ihr Land geraubt wird, wenn Banken mit Brotgetreide spekulieren und dadurch Preise in die Höhe treiben, ist kein Frieden. Papst Franziskus spricht angesichts der fast einer Milliarde Hungernden vom 3. WK. Vor einigen Wochen sagte er zu Vertretern von Basisbewegungen aus aller Welt, die er in den Vatikan eingeladen hatte: „Es gibt Wirtschaftssysteme, die, um überleben zu können, Krieg führen müssen. Also produzieren und verkaufen sie Waffen. So werden die Bilanzen jener Wirtschaftssysteme saniert, die den Menschen zu Füßen des Götzen Geld opfern. Man denkt weder an die hungernden Kinder in den Flüchtlingslagern, noch an Zwangsumsiedlungen . …. Wie viel Leid! Wie viel Schmerz!“ Er sprach dann davon, dass dieses Wirtschaftssystem nicht mehr zu ertragen sei und alternative gesellschaftliche Strukturen zu errichten seien und fügte hinzu: „Das müssen wir tun – mit Mut und auch mit Intelligenz. Hartnäckig, aber ohne Fanatismus. Leidenschaftlich aber ohne Gewalt. Und gemeinsam! Die Konflikte im Blick, ohne uns in ihnen zu verfangen, immer darauf bedacht, die Konflikte zu lösen, um eine höhere Stufe von Einheit, Frieden und Gerechtigkeit zu erreichen.“

Aktiver Pazifismus ist auch unser Leitbild. Aktiver Pazifismus begnügt sich nicht damit, zu sagen: Ohne mich und z.B. den Waffendienst abzulehnen. Das ist nur der erste Schritt. Aktiver Pazifismus geht weiter, zielt auf Strukturen, die es ermöglichen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Gutes Beispiel dafür: der Zivile Friedensdienst, den es in unserem Land seit 15 Jahren gibt. Da werden Menschen zu Friedensfachkräften ausgebildet und befähigt, an gewaltfreien Konfliktlösungen mitzuarbeiten. Deutsche Friedensfachkräfte sind derzeit in über 50 Ländern tätig. Eine echte Alternative zu militärischer Gewalt.

Aber wenn ich mich umhöre. Weiß kaum jemand davon. Wir alle können dazu beitragen, den ZFD ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Er könnte ein deutscher Exportschlager werden.

Sein Etat wurde bei den letzten Haushaltsberatung um 5 Mill € erhöht. Das war ein wichtiger Schritt hin zu den von der Friedensbewegung geforderten „20 Mill mehr vom Militär“. – Wenn wir jetzt zum Schloss Bellevue gehen, möchte ich Euch einige Sätze von J. Rau mit auf den Weg geben. 3 Tage nach dem 11. Sep. 2001 hielt er am Brandenburger Tor eine große Rede – vor einer überschaubaren Menschenmenge. Ich erinnere mich an den Beifall der Anwesenden, als er am Ende der Rede sagte: „Armut und Ausbeutung, Elend und Rechtlosigkeit lassen Menschen verzweifeln. Die Missachtung religiöser Gefühle und kultureller Traditionen nimmt Menschen Hoffnung und Würde. Das verführt manche zu Gewalt und Terror. Das sät den Hass schon in die Herzen von Kindern. Alle Menschen haben das Recht auf Anerkennung und Würde. Wer in seinem Leben Anerkennung erfährt und wer sein Leben liebt, der wird es nicht wegwerfen wollen. Wer in Würde und Zuversicht lebt, aus dem wird kaum ein Selbstmordattentäter werden. Der beste Schutz gegen Terror, Gewalt und Krieg ist eine gerechte internationale Ordnung. Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein. Das ist mühsam. Das dauert lange, das kostet nicht nur Zeit. Aber eine friedlichere, eine sichere Welt muss uns das wert sein. Für uns und für die Kinder unserer Welt.“ Danke.

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